Schloss Haldenstein

Schloss des Gesandten des Königs von Frankreich
Den eigentlichen Aufstieg ab 1544 zu einem „Werk der Bewunderung, nicht für Rätien allein, sondern das ganze obere Germanien“ verdankt Schloss Haldenstein Jahann Jacob von Castion, der durch Heirat in den Besitz der Herrschaft Haldenstein gelangt war. Castion stammte aus einem Mailänder Adelsgeschlecht und war Gesandter von König Franz I. bei den Drei Bünden. Dieser Umstand erklärt, weshalb Schloss und Gärten fortan einem deutlich erhöhten Repräsentationsbedürfnis entsprechen mussten, und dass ihre Entstehung unmittelbar in den regen kulturellen Austausch im Europa der Renaissance eingebunden war.

Das Schloss als Bildungsstätte der Aufklärung
1763 eröffnete der pädagogisch stark von Bodmer und Rousseau beeinflusste Martin Planta im Schloss das Haldensteiner Seminar. Diese Ausbildungsstäte vermittelte eine umfassende Bildung mit Vorbereitung auf die verschiedensten Aufgaben in Staat und Gesellschaft. Die Leistungen der Haldensteiner Erzieher beeinflussten als Kaderschmiede das geistige, kulturelle, politische und wirtschaftliche Geschehen im bündnerischen 19. Jahrhundert entscheidend.

Verkauf des Prunkzimmers nach Berlin
1884 wurde das Prunkzimmer des Südtraktes von 1548 an das Berliner Kunstgewerbemuseum in Schloss Köpenick verkauft. Dessen Täfer gilt als vollkommenste Wandverkleidung der schweizerischen Frührenaissance und ist aus 11 Holzarten gefertigt: Lärche, Fichte, Sommerlinde, Esche, Ahorn, Nussbaum, Rotbuche, Mooreiche, Eibe, Apfelbaum und Sauerdorn.
Die im Jahr 2022 realisierte Digitalisierung der sich im Berliner Schloss Köpenick befindlichen Prunkstube aus Schloss Haldenstein stösst bei diesen Führungen auf grosses Interesse.

Haldenstein als selbständige Freiherrschaft bis 1803
Bis zur Mediationsverfassung von 1803 blieb Haldenstein eine selbständige Freiherrschaft. Die wechselnden Schlossherren waren souveräne Fürsten, denen der Kaiser ab 1612 sogar das Münzprivileg zugebilligt hatte. Die Renaissanceanlage von Schloss und Garten, wie sie unter Castion entstanden war, blieb über die Jahrhunderte erhalten. Unter Baron Gubert von Salis, genannt „Le petit Roy“, wurde das Schloss in den Jahren 1731–32 im Zeitgeschmack des Barocks aufwändig modernisiert.

Die Renaissance-Uhr im Schlossturm
Die Glocke mit der Jahrzahl 1551 im nordwestlichen Turm, welches auch ein Uhrwerk aus dieser Zeit enthält, zeigt, dass der Erbauer des Renaissanceschlosses auch technisch auf der Höhe seiner Zeit war und dies auch nach aussen sicht- und Hörbar machte. Das faszinierende Räderwerk wird von Steingewichten angetrieben und zeigt nach drei Seiten hin die Stunden an. Gleichzeitig werden stündlich die Glockenschläge ausgelöst

Die Stiftung Schloss Haldenstein
Im Jahr 1966 kaufte die Stiftung Schloss Haldenstein das Ensemble mit dem Zweck, das Denkmal zu erforschen, zu sichern und einer neuen Nutzung zuzuführen. Im Verlaufe der beiden letzten Jahrzehnte wurde die Schlossanlage für mehr als 10 Mio. Franken restauriert. Heute stehen verschiedene Räumlichkeiten, der gepflasterte Innenhof sowie der Schlossgarten für kulturelle Anlässe zur Verfügung.

Lithographie- und Radierwerkstatt
Die Lithographie- und Radierwerkstatt im Schloss Haldenstein besteht seit 1999. Sie entstand auf Initiative des Haldensteiner Künstlers Mathias Balzer. In der Werkstatt Schloss Haldenstein werden die klassischen Drucktechniken der Lithographie und der Radierung gepflegt. Zudem besteht die Möglichkeit, Texte im klassischen Blei- Handsatz setzen zu lassen, die dann - in kleineren Auflagen - auf der Handabzugspresse gedruckt werden.

Schlossoper Haldenstein
Schon seit Jahren finden im Schloss Haldenstein Opernproduktionen statt. Dies hat vor allem auch mit der einzigartigen Akustik zu tun, die den Gesang von der Bühne bis zur letzten Reihe trägt.
www.kammerphilharmonie.ch
Bild: Kammerphilharmonie Graubünden